Diese Saison sind für uns Freerider schon einige sehr interessante neuen Schuhe auf den Markt gekommen und aus Ried wirft auch der Ranger Free schon seine schwarzen Schatten in die Branche.

Aber was helfen die besten Skischuhe wenn sie nicht passen bzw. wenn man nicht das richtige Modell für seine Füße und Ansprüche ausgesucht hat oder von der schieren Flut an Modellen in der Skischuhwand erschlagen wird. Hier kommen die wahren Spezialisten ins Spiel. Natürlich kann jeder Verkäufer mit Hilfe eines Fußscans (z.B. von Fischer oder MIFITTO) halbwegs den Schuh finden in den die eigene Füße am besten passen sollten, aber ein Bootfittingspezialist mit Orthopädieschuhmacher-Ausbildung wird solche Hilfsmittel nicht nötig haben. Meist genügt ein Blick auf die Füße um zum passenden Modell zu greifen.

Aber auch das grundsätzlich „richtige“ Modell muss passen. Leider ist die „Out of the Box“-Passform der meisten Schuhe zwar viel gepriesen, aber meistens über zu viel Volumen im Schuh „erkauft“. Erst ein optimal sitzender Schuh gewährleistet eine direkte Kraftübertragung und präzise Skisteuerung. Deshalb ist es sehr wichtig, Passform, Funktionalität und Komfort beim Skischuh exakt abzustimmen.

Das ganze beginnt bei der Sohle. Die „Teppiche“ die im Auslieferungszustand in den Schuhen stecken haben eigentlich nur Alibifunktion und sollten sofort durch individuell angepasste Sohlen ersetzt werden. Hier bieten verschieden Firmen verschiedene Konzepte an: Von fertigen Sohlen mit unterschiedlicher Unterstützung (z.B. Superfeet oder Solestar) über anpassbare (Sidas) bis hin zur komplett vom Orthopädieschuhmacher-Meister individuell angefertigten Kork-Sohle. Martin Mitterer „Der Fußfreund vom Tegernsee“ schwört bei seinen Sohlen auf seine eigene Mischung die er von Birkenstock bekommt. Die Sohle wir unter Vakuum an den Fuß angepasst und ist unten komplett gerade: „Da kann nichts kippen, verrutschen oder zusammengedrückt werden und man erreicht eine vollflächige Auflage für den Fuß im Skischuh. Dadurch hat man eine direktere Kraftübertragung auf den Ski und bekommt auch eine direktere Rückmeldung vom Ski.“

Das Gefühl so „hart“ im Skischuh zu stehen ist erst mal ungewohnt gibt sich aber nach kurzer Zeit. „Die Skischuhe können etwas lockerer geschlossen werden, weil die Füße durch die Sohlen kompakt im Schuh aufliegen und nicht krampfhaft nach Halt suchen müssen“ erklärt Martin.
Der nächste Schritt beim Bootfitting ist der Innenschuh. Fast alle Hersteller bieten bei ihren höherpreisigen Modellen mittlerweile Thermoflex Innenschuhe an. Die Systeme unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller (Technica: Custom Adaptive Shape (C.A.S.), Fischer: Vacuum Full Fit und Vacuum Comfort Fit, Dalbello: My Fit), die Verfahren ähneln sich aber: Entweder kommt der ganze Schuh, die Schale oder nur der Innenschuh in einen Ofen und wird erwärmt. Gibt es am Fuß bekannte Problemzonen, werden diese mit Pads beklebt. Dann in den warmen Schuh schlüpfen, Schnallen schließen und drei, vier Minuten stehenblieben, bis sich der Innenschuh dem Fuß angepasst hat. Diese Prozedur kann beliebig oft wiederholt werden. „Erst wenn der Fuß mit ringsherum gleichmäßigem Kontakt im Schuh steht können auch kleine Impulse zur Skisteuerung auf den Ski direkt übertragen werden.“ doziert Martin Mitterer während den langen Minuten des Wartens.

Wenn´s dann immer noch drückt oder zwickt kommt Stufe drei des Bootfittings: Das Anpassen der Schale. Früher kamen hier Kugelfräser, Teppichmesser oder andere Gerätschaften zum Einsatz. Beim neuen Nordica Strider reicht eine Infrarotlampe und eine Vacuumpumpe mit verschiedenen Aufsätzen. Die Schale wird punktuell erwärmt und mittels Vakuum-Saugnäpfen in die gewünschte Form gezogen oder gedrückt. „Durch die vielen neuen Techniken und völlig neue Materialien gelingt es uns die Schale des Skischuhs vollständig an die Anatomie jedes Fußes anzupassen. Was früher nur Spitzenathleten vorbehalten war, können wir jetzt jedem Skifahrer bieten.“

Wenn man sich in die Hände von Martin Mitterer begibt gilt sein Motto: „Geht nicht gibt`s nicht!“. Nur eins sollte man immer berücksichtigen: Termin ausmachen und unter der Stunde geht mal gar nichts

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Quelle: https://www.freeskiers.net/freeskiers-net-know-how/bootfitting-2-0.html